Freitag, 26. Oktober 2007

Meine Mitbewohner/innen im Profil

Geschätzter Leserkreis,
das ein oder andere Wort habe ich hier und da schon mal über meine Mitbewohner verloren. Dennoch: Nun, da kommende Woche eine gemeinsame Reise nach Valencia und Barcelona geplant ist, ist es meinem Empfinden nach an der Zeit, Euch meine "cumpañeros" aus der Cuesta de Sancti Spiritus einmal genauer vorzustellen.

Zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle von meiner schweizer WG-Genossin Elisa berichten, die ich in einer Rundmail zu Beginn meines Aufenthaltes einmal fälschlicherweise als Schwedin eingestuft hatte. Zur Entschuldigung dieses Missverständnisses muss ich anführen, dass ich mich hierbei auf die Schilderungen meiner Vermieterin verließ...

Elisa, 21, studiert eigentlich im rund 36000 Einwohner zählenden schweizer Städtchen Fribourg Kommunikation mit den Nebenfächern BWL und Politik. Unter welchen Umständen auch immer haben es nun auch die Rosinen liebenden Schweizer geschafft, am Prozess des Zusammenwachsens der europäischen Hochschullandschaft zu partizipieren, und so will es das Schicksal, dass ihre Heimatuni ausgerechnet eine Erasmus-Kooperation mit der privaten Universidad de Pontifícia in Salamanca eingegangen ist. Hiervon können die Studenten selbstverständlich nur profitieren - wie üblich sind die Studienbedingungen an Privatunis auch in Spanien deutlich besser als an staatlichen Hochschulen und so verfügt die päpstliche Universität laut Erzählungen über gepolsterte Sitze und einen eigenen Kinosaal.

Mein spanischer Mitbewohner heißt Carlos (18), wird von uns Deutschsprachigen aber hochachtungsvoll Don Carlos genannt. Er studiert an der hiesigen Uni Physik im ersten Semester, träumt aber von einer Karriere als Gitarrist und hat mit seiner eigenen Band immerhin schon 107 Songs komponiert. In den ersten Wochen wirkte er noch sehr schüchtern, nach einem gemeinsamen "Cuba libre"-Abend taut er nun aber allmählich auf und ist inzwischen doch gelegentlich auch dabei, wenn sich die WG-Bewohner zu konspirativen Treffen um den Küchentisch versammeln und bei einer Flasche Rotwein aus dem Gebiet des Duero die nächsten touristischen Aktivitäten planen.

Don Carlos hat im vergangenen Sommer sein Abi ("bachillerato") gemacht und kommt aus einem Dorf in der Nähe von Zamora. Die zweistündige Autofahrt nach Salamanca hält seine Eltern indes nicht davon ab, ihren Sprössling nach dessen Heimaturlaub jeden Sonntag persönlich zurück an seinen Studienort zu geleiten, wo er unter der Woche in erster Linie für die Uni lernt und seiner Leidenschaft, dem Gitarrespielen, nachgeht. Letzteres führte jedoch vor kurzem zu einer tragischen Handverletzung, die für "La mano" fast schon das Ende seiner hoffnungsvollen Karriere hätte bedeuten können...

Last but not least komplettiert die aus Lichtenfels stammende Claudia (23) unsere kleine beschauliche WG. Wie es der Zufall möchte haben wir beide eine gemeinsame Bayreuth-Vergangenheit, so dass man fast denken könnte, wir
wir kennen uns von früher (schließlich ist das Nachtleben in der Oberfranken-Metropole doch recht übersichtlich).Claudia begann dort mit ihrem Studium der Literaturwissenschaft zzgl der Nebenfächer Linguistik und Pädagogik. Nach ihrem Wechsel an die Uni Erlangen-Nürnberg tauschte sie Pädagogik gegen Theaterwissenschaften aus. In Salamanca belegt sie Kurse in antiker Geschichte und deutscher Philologie.

Gemeinsam mit meiner Person bilden diese zwielichtigen Gestalten also eine Wohngemeinschaft in der Cuesta de Sancti Spiritus in Salamanca. Wer meine drei Mitbewohner näher kennenlernen möchte, sollte sich die Mühe machen, mich einmal in Salamanca besuchen zu kommen...

Freitag, 12. Oktober 2007

Tandem-Stress

Um sich selbst besser im Land unserer Gastgeber verständigen zu können, streben viele Studenten einen sogenannten "Intercambio" an, was in Deutschland besser bekannt ist unter dem Namen "Tandem-Partnerschaft".
Für diejenigen unter Euch, die davon noch nie etwas gehört haben wollen: Bei diesen Partnerschaften geht es darum, seine oft rudimentären Fremdsprachenkenntnisse aufzupolieren, indem man sich über eine Tauschbörse (oder sonstige kreative Weise) einen 'native speaker' der jeweiligen Wunschsprache sucht, der nicht nur zufällig natürlich auch ein ähnliches Interesse für die eigene Sprache mitbringt. Mit diesem kann man dann im Rahmen verschiedener Aktivitäten einerseits die eigene Ausdrucksfähigkeit in der jeweiligen Fremdsprache, andererseits des Anderen Deutschkenntnisse verbessern. Da Salamanca über eine sehr internationale Studierendenschaft verfügt (selbst Spanier sollen darunter sein), hat die Universitätsverwaltung eigens eine Internetbörse als Plattform für diese Intercambios eingerichtet, so dass jeder Topf seinen Deckel finden kann.

Soweit ist eigentlich für alles gesorgt und man sollte meinen, den hehren Ansprüchen wäre fruchtbarer Boden bereitet. Dass aber in der "Ciudad dorada" auch nicht alles Gold ist, was glänzt, und die Suche nach einem Tandem-Partner durchaus in physischem wie emotionalen Stress ausarten kann, möchte ich am Beispiel einer fiktiven deutschen Studentin demonstrieren, die, um ihre bereits fortgeschrittenen Kommunikationsfähigkeiten weiter zu steigern, auf der Suche nach einer/einem Spanier/-in war und deshalb ihr Profil zur Veröffentlichung auf eben jener Internetseite preisgab. Um das Verfahren zu beschleunigen, gab unsere Protagonistin - nennen wir sie im Folgenden Clara - sowohl ihre Emailadresse als auch ihre Handynummer an.
Als Reaktion auf ihre Angaben konnte sie sich in den Folgetagen vor Angeboten spanischer Bewerber kaum noch retten, was zahlreiche Treffs in Cafés, Tapasbars und ähnlichen Lokalitäten nach sich zog. Die Beschreibung der Figuren, die sich ihrer vorstellten, würde Eure Lesegeduld strapazieren und so möchte ich beispielhaft lediglich die folgenden Charaktere erwähnen: Als erstes traf sie einen Venezolaner, der sich sehr für die deutsche Kultur interessierte, aber noch nie ein Wort Deutsch gelernt hatte und dies offensichtlich auch gar nicht vorhatte. Dies muss ja noch kein Problem sein, da man somit mehr Gelegenheit erhält, seine Spanischkenntnisse zu verbessern. Beim zweiten Treffen erwähnte er dann allerdings, in Kürze einen Ausflug ins Grüne zu planen, wo er sich erhoffe seine neue Fotokamera für herrliche Naturaufnahmen einsetzen zu können und fragte, ob Clara ihn nicht begleiten wolle. Durch die Vorstellung geplagt, selbst zum eigentlichen Motiv für die Bilder in naturbelassener Umgebung zu werden, sagte sie ihm im letzten Moment ab und verweigerte sich nachher auch weiteren Treffen mit unserem venezolanischen Freund.

Als zweites traf sie sich mit einem Musikstudenten des Madrider Konservatoriums, der vorgab, eventuell im nächsten Jahr ein Auslandsstudium in Hannover zu absolvieren. Da er am Erlernen der deutschen Sprache aber nicht das geringste Interesse zeigte und zudem sich wenige Tage zuvor mit einer schweizerischen Studentin (Heidi) getroffen hatte, welcher er berichtete, er habe eventuell Interesse, im nächsten Jahr ein Auslandssemester am Konservatorium in Zürich zu absolvieren, fiel auch dieser Kandidat unter die Kategorie: "Außer Spesen nix gewesen..."

Die letzte potentielle Bewerberin fand sich mehr zufällig in einem Germanistik-Kurs an der hiesigen Universität. Nach einer gemeinsamen Veranstaltung fragte die spanische Studentin Clara, ob sie sich nicht mal auf einen Kaffee treffen wollten, um gemeinsam an der Überwindung ihrer Sprachkenntnisse zu arbeiten. Clara schien am Ziel angelangt, konnte es sich doch hier unmöglich um anders geartete Interessen als das Erlernen zusätzlicher Sprachfertigkeiten handeln. Nach ihrer ersten Verabredung in einem Café lud sie die Spanierin gar zum gemeinsamen Filmabend in ihre Wg. Einer festen "Tandem-Partnerschaft" (womöglich gar mit freundschaftlichem Status) stand nun kaum noch etwas im Wege - hätte sich nicht während dieses Abends herausgestellt, dass die spanische Wg aus zehn Bewohnerinnen bestand und eine katholische Studentinnen-Verbindung darstellte, in die Clara nun allem Anschein nach eingeführt werden sollte. Die Wg war in einem Luxusbau untergebracht und besaß gar eine eigene Kapelle. Nach dem Film wurde ein Fragebogen ausgeteilt zur theologisch-moralischen Bewertung der soeben gesehenen filmischen Handlung. Da Clara im Vorfeld mehr zufällig von ihrem Besuch einer spanischen Messe erzählt hatte, überkamen sie gar so etwas wie Schuldgefühle wegen dieses für beide Seiten peinliche Missverständnisses...

Nach diesen und zahlreichen weiteren Abenteuern steht Clara zu unser aller Leidwesen nun wieder am Anfang ihrer Suche nach einer deutsch-spanischen Tandem-Partnerschaft. Noch sind ihre Anstrengungen und Mühen nicht belohnt worden, doch ihr Optimismus scheint ungebrochen, dass sie nach dreiwöchigem Tandem-Stress noch fündig werden wird. Obwohl sie einmal schon entnervt aufgeben wollte, trifft sie sich in zwei Tagen erneut mit einer spanischen Studentin! Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Meine Wohnung


Nun, da der erste Monat meines Spanienabenteuers bereits hinter mir liegt, scheint es mir an der Zeit, Euch einmal auf einen kleinen Rundgang durch meine Wohnung einzuladen: Ich wohne hier in der Cuesta de Sancti Spiritus, einer Seitenstrasse der Gran Vía...













Die Wohnung ist nicht luxuriös, aber für spanische Verhältnisse in einem überdurchschnittlich guten Zustand. Leider habe ich mich für das letzte freie - und somit kleinste - Zimmer der 5 ZKBB-Wohnung beworben. Mein Zimmer hat eine geschätzte Wohnfläche von 12 qm. Genau weiß ich es aber nicht, da Quadratmeterangaben auf dem spanischen Immobilienmarkt keine Rolle spielen. Von meinem Fenster aus kann man auf eine faszinierende Art die spanische Lebensweise studieren - als eingefleischter Hitchcock-Fan nenne ich es ebenso liebevoll wie passend "Das Fenster zum Hof"...


















Des Weiteren erhaltet Ihr an dieser Stelle Einblick in unsere Küche...








... die bereits des öfteren Schauplatz eines Kaffeeklatschs oder einer abendlichen Weinprobe mit meinen Mitbewohnern wurde.





Unsere Wohnung zieren 2 Bäder...








...wovon ich das eine eher als Bädchen bezeichnen möchte ;-)









Last but not least verfügen wir auch über ein kleines Heimkino...









... mit Flachbildschirm (selbstverständlich "HD ready"-fähig)!